Heute am 1. Mai 2021 habe ich mich gewundert, dass die Kirschblüte, sowie die Blüte der anderen Bäume und Büsche immer noch sehr karg und lückenhaft ist. Das sonst so typische Frühlingserwachen und die damit verbundenen Hochgefühle bei uns Menschen wollen sich nicht so recht einstellen.
Die Natur ist spät dran in diesem Jahr
Man erschreckt sich dieser Tage, wie weit die Natur in diesem Jahr zurück ist. Viele Vögel bauen schon ihr Nest, obwohl das Blätterdach der Bäume noch auf sich warten lässt. Die gewünschte Tarnung ist somit nicht gegeben. Vermutlich durch den starken Frost im Februar bedingt – wir hatten Temperaturen von minus 20 Grad und mehr – sind viele Bäume sehr zaghaft mit der Blattbildung. Besonders die alten Baumbestände scheinen sich mit dem Austreiben in diesem Jahr Zeit zu lassen, wenn sie es überhaupt überlebt haben.
Ganz anders heute vor neun Jahren. Wir hatten einen Maiausflug unternommen und der Anfahrtsweg führte uns auch durch das nordhessische Dorf Ostheim bei Liebenau. Linkerhand blühte uns eine kleine Kirschplantage regelrecht an. Da musste ich natürlich – sehr zum Leidwesen meiner wartenden Mitreisenden – mit meiner Kamera erst eine kleine Fotosession machen. Eine so prachtvolle Kirschblüte bei frühsommerlichen Temperaturen darf man sich als Fotograf einfach nicht entgehen lassen.
Die Kirschblüte in Japan
Eine besondere Rolle spielt die Kirschblüte ja bekanntlich in Japan. Sie ist nicht nur ein beliebter Frühlingsbote, sondern auch ein Teil der japanischen Seele. Die rosafarbenen Kirschblüten blühen bedingt durch verschiedene Klimazonen in Japan ganze zwei Monate. Die Bürger der asiatischen Insel feiern dieses Ereignis dann sehr ausgiebig, oft sogar bis spät in die Nacht. Junge Paare fahren verliebt mit dem Ruderboot auf dem mit Kirschblüten getränkten See. Ob man will oder nicht, man kann dem ganzen Rummel gar nicht entkommen. Und man will es auch gar nicht. Die Kirschblüte, die auch O-Hanami genannt wird, ist daher so etwas wie die fünfte Jahreszeit der Japaner.
Nordhessische Kirschtradition in Langenthal
Aber auch bei uns spielt die Kirsche in manchen Orten eine ganz besondere Rolle. So gab es im nordhessischen “Kesperdorf” (Kirschendorf) Langenthal einen Kirschmarkt, der so ausufernd gefeiert wurde, dass er schließlich im Jahr 1858 verboten werden musste.
„Statt dass wie an anderen Orten im Sommer Schützenhöfe gehalten werden und im Freien getanzt wird, hält man hier zur Kirschenzeit drei Kirschenmärkte und tanzt in einem nicht übrig großen Saale eines dortigen Wirtshauses. Die Kirschen geben zur Lustbarkeit den Namen her, während Bier und Branntwein die eigentliche Erquickung sind…“
aus der Chronik des Langenthaler Musikvereins
Für uns Ostwestfalen ist das Dorf Langenthal bis zum heutigen Tag untrennbar mit den süßen Kirschfrüchten verbunden. Eine Attraktion, die es auch heute noch in diesem Kirschendorf gibt, ist der alljährlich stattfindende Wettbewerb im Kirschkernweitspucken. Sozusagen eine nordhessische Spezialität.
Ich freue mich beim Schreiben dieser Zeilen schon auf die Kirschernte in Langenthal. Denn ob ich in diesem Jahr in meinem Garten Kirschen pflücken kann, ist fraglich. (Sie oben)
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