zum Thema Kriegsgefangenenlager Oflag VIb in Dössel
Selbstverständlich sind auch in der Dösseler Pfarrchronik Einträge über das damalige Kriegsgefangenenlager Oflag VIb zu finden. Die wichtigsten Stellen habe ich hier zusammengefasst.
Erste Erwähnung eines Flugplatzes in der Pfarrchronik
Am 1. September 1939 brach der Krieg aus. Die Darstellung seiner allgemein und durch den bei Dössel in Vorbereitung befindlichen Flugplatz – er wurde zunächst Gefangenenlager – besonderen Folgen möge später an einer anderen Stelle im Zusammenhang erfolgen.
Beschreibung der Seelsorge im OFLAG
Diese Jahre wurden ganz durch den Krieg gekennzeichnet, Dössel noch mehr als die Nachbardörfer, durch das nahe Verwaltungsgebäude und durch das noch nähere Lager. Im Lager war erst eine Baukompanie, dann eine Wachkompanie, die mehrmals wechselte. Im Verwaltungsgebäude im Lager waren natürlich auch Katholiken, darunter auch Offiziere, bald mehr, bald weniger. Auch an der Kommunionbank waren öfters Offiziere zu sehen. Das Gefangenenlager hier ist ein Offiziersgefangenenlager (Oflag). Erst waren serbische (?), dann französische, dann englische, dann polnische Gefangene hier. Jedes Mal war auch der eine und andere Priester darunter. Ihnen mußte öfter mit Kirchensachen zur Meßfeier, die sie im Lager halten durften, ausgeholfen werden, allemal durch Vermittlung der „Betreiber“.
Vikar Drieschmann aus dem OFLAG hilft Pfarrer Fuest wegen schwerer Krankheit
Zu dieser Zeit machten sich beim Pfarrer verstärkte Beschwerden der Krankheit bemerkbar, die man ärztlicherseits für Magengeschwüre ansah. Weihnachten machte der Gottesdienst dem Herrn Pfarrer große Beschwerden, so daß Vikar Drieschmanns aus Krefeld, der im Lager als Sanitäter Dienst tat seit mehreren Jahren, ihm helfen mußte.
Befreiung des OFLAG-Gefangenenlagers durch die Amerikaner
In den letzten Wochen vor Ostern litt das Dorf sehr unter den Tieffliegern, die zwar keinen nennenswerten Schaden anrichteten, aber den Landarbeitern sehr lästig waren.
Wegen des Anrückens der Amerikaner waren die Char(!)tage sehr unruhig, besonders der Charsamstag (31.3), an dem die Amerikaner in Warburg einrückten. Am Charsamstag morgens zogen die gefangenen polnischen Offiziere und die Russen aus dem Lager ab. Der Pfarrer segnete die 2500 Offiziere von seinem Fenster aus. Die Offiziere nahmen den Segen zum großen Teil beruhigt entgegen, indem sie das Kreuzzeichen machten. Sie anerkannten das später dankbar durch häufige Besuche im Pfarrhaus.
Ab Ostersonntag polnische Gottesdienste bis Peter und Paul
Ostersonntag nachmittags 4 Uhr waren 3 der polnischen Militärpfarrer im Pfarrhaus zu Besuch. Sie hielten am 2. Ostertag in der Pfarrkirche feierlichen Gottesdienst. Der polnische Gottesdienst an allen Sonn- und Feiertagen um 11 Uhr wurde beibehalten bis Peter und Paul.
Dösseler OFLAG wird Auffanglager für Vertriebene
Das frühere Gefangenenlager Dössel wird zeitweilig Auffanglager für Flüchtlinge aus Schlesien. Mehrere große Transporte liefen hier ein, die dann auf den Kreis verteilt wurden. Die armen Menschen hatten in ihrer Heimat alles verloren, atmeten hier aber wieder auf, da sie all den Qualen und Ängsten entronnen waren, die ihnen durch die Polen in der Heimat bereitet waren. Aber welch dunkle Zukunft liegt noch vor ihnen?
1964 leben 85 Flüchtlinge im Auffanglager Dössel
Das Amt Warburg-Land gibt an, daß in Dössel zur Zeit 622 Einwohner leben. Darunter sind 85 Flüchtlinge und 3 Ausländer und mindestens 40 Nichtkatholiken.
83 Flüchtlinge leben noch im Lager Dössel
Am 1. Oktober 1965 zählte man in Dössel 648 Einwohner. Darunter sollen 83 Flüchtlinge sein und 3 Ausländer. Über die Zahl der Katholiken gibt das Amt Warburg keine Auskunft.