Anfang der 80er Jahre war unsere Rockformation Albatross aus Dössel eine feste Größe in der Warburger Musikszene. Wir waren fünf hochmotivierte Musiker im Alter von siebzehn und achtzehn Jahren. Beim ersten Börderockfestival 1982 in Dössel sorgten wir mit unseren kreativen Eigenkompositionen für großes Aufsehen. (Damit wir dort auch auftreten konnten, veranstalteten wir dieses Musikevent damals einfach selbst.) Jetzt habe ich im Super-8 Filmarchiv meines Vaters tatsächlich noch einige Filmszenen gefunden, auf denen unsere Band Albatross im Jahr 1983 bei der Generalprobe zum zweiten Börderockfestival gefilmt wurde. Kameramann war damals mein Bruder Stefan, der die Band im Jahr 1979 mit gegründet hatte.
Was macht man mit diesem Archivmaterial? Man schneidet es zu einem kleinen Film zusammen. Das Problem ist nur, dass das damals kein Tonfilm war. Also habe ich den Song “Adelsmann”, den wir 1982 auf dem ersten Börderockfestival gespielt und auf Tonband aufgenommen hatten, remixed und unter den Film gelegt. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass die Filmszenen gerade mal eine Minute ausmachen und der Song, der verwendet werden sollte, über fünf Minuten lang ist. Also habe ich die Einzelschnipsel des Films einfach mehrfach genutzt.
Der Song Adelsmann
Wir hatten weit bekanntere Songs als “Adelsmann” im Repertoire. Eigenkompositionen wie “Rush hour” oder “It´s too late” waren beispielsweise in Warburg und Umgebung damals schon sehr bekannt. Aber als ich vor kurzem mit unserem damaligen Gitarristen Hans-Jürgen Menne das Tonband vom ersten Börderockfestival durchgehört hatte, fiel uns besonders der “Adelsmann” auf. Wir konnten nach so langer Zeit kaum glauben, dass wir diesen Song damals selbst komponiert und arrangiert haben. Für unsere Verhältnisse und aufgrund unseres jungen Alters konnte der Song durchaus schon als “progressiv” bezeichnet werden.
Albatross – Der Film
Was darf man erwarten? Einen Kurzfilm, der fast 40 Jahre alt ist und daher eine historische Momentaufnahme der Warburger Rockszene in den frühen 80er Jahren darstellt. Die Bildqualität einer Super 8 Filmkamera kann natürlich einem Smartphonefilm von heute nicht das Wasser reichen. Ob wir jedoch 2061 noch einen Film anschauen können, der 2021 gedreht wurde, bleibt abzuwarten.
Viel Spaß bei der kleinen Zeitreise und der Hinweis: Es war eine wunderschöne Zeit.
Geschichte der Band Albatross
Anfang 1979 beschließen die drei Brüder Christof (Schlagzeug), Stefan (Orgel) und Thomas Störmer (Bass) zusammen mit Hans-Jürgen Menne (Gitarre), gemeinsam eigene Rockmusik zu machen. Anfangs beschränkt man sich darauf, Stücke von bekannten Bands nachzuspielen . Mit dem Eintritt des Warburgers York Allroggen (Gitarre und Gesang) in die Band Anfang 1980 kommen erstmals eigene Stücke ins Programm, die zum größten Teil aus der Feder von York stammen und damit die Musik in Richtung von Yorks Vorliebe, dem Folk, tendieren lassen. In dieser Besetzung und mit diesem Programm werden mehrere Auftritte mit einigem Erfolg absolviert, bis Stefan Störmer Anfang des Jahres 1981 von Christian Woyke, der bis dato die Lichtanlage bedient hat, an diversen Synthesizern abgelöst (u.a. Korg MS20). Kurz darauf stößt auch Barbara Drude aus Welda hinzu, die die Band zusammen mit York Allroggen jedoch aufgrund persönlicher Differenzen nach kurzer Zeit wieder verläßt .
Auf zu neuen Ufern
Als Retter in der Not springt ein Klassenkamerad von Thomas, Chris van der Klugt (Tasteninstrumente) aus Menne ein, der sich bald – wie zuvor auch York – als hervorragender Sänger herausstellt. Bedingt durch den Weggang von York Allroggen taucht jedoch ein weiteres Problem auf: die Gruppe sieht sich vor der Notwendigkeit, ein völlig neues Programm erarbeiten zu müssen, da man das alte Songmaterial so nicht mehr spielen kann und auch will. Dieses neue Programm stellt man schließlich im Juni 1982 auf dem ersten Börderockfestival in Dössel dem Publikum vor, das es begeistert aufnimmt. Bei dieser Gelegenheit nimmt man auch gleich einen Live-Mitschnitt auf, der gleichzeitig als Demo dient.
Die Musik stellt sich zu jenem Zeitpunkt so dar: Chris’ charakteristische Stimme, die sich harmonisch dem Klang des Rhodes Piano anpaßt, und eine melancholische Stimmung verbreitende Melodieführung dominieren weite Teile des Programms, so bei „Blackout“ oder „It` s too late“.
Fakenews hießen damals noch “Gerüchte”
Dieses bleibt für 1982 das einzige Konzert, sodaß bereits Gerüchte über eine angebliche Auflösung der Gruppe in Umlauf sind. Doch beim 2. Börderockfestival kann sich das begeisterte Publikum davon überzeugen, daß Albatross die Zwischenzeit nicht untätig verbracht hat: Ihre Musik zeigt sich nun reifer, elektronische und auch ungewöhnlich rhythmische Elemente wurden geschickt ins Programm eingebaut, sodaß man nun mit einer guten Mischung, die sich von melancholisch über funky bis rockig progressiv erstreckt, aufwarten, ohne dabei eigenen Stil vermissen zu lassen.
Die Besetzung von Albatross im Jahr 1982
- Chris van der Klugt (Orqel, Rhodes Piano, Synthesizer, Gesang)
- Hans-Jürgen Menne (Gitarre)
- Christof Störmer (Schlagzeug)
- Christian Woyke (Synthesizer, Strings, Effekte)
- Thomas Störmer (Bass, Roto Toms )
Der absolute Hammer. Gerade deine Seite gefunden. Sehr sehr schön…echte Wehmut.
Uli
Hallo Uli,
ja, auch du warst ein Teil von uns.Zwar nicht als Musiker, aber als echter Fan und Unterstützer in der Gründungsphase. Danke dafür;-)
Cooler Sound. Hätte als Vorgruppe für YES bestimmt gereicht :-). Leider war ich noch zu jung, da hat das Börderockfestival ohne mich stattfinden müssen :-(.