Am ersten Weihnachtstag bin ich mit meiner Frau zum Twistesee gefahren. Das ist immer eine gute Location um unsere Vogelbeobachtungen mit unserem Bewegungsdrang zu verbinden. Wenn es nicht in Strömen regnet, habe ich auch immer meine Kamera dabei. Das Wetter war zwar trocken, aber der Tag sehr dunkel und diesig, sodass man schon eine recht ruhige Hand haben muss, um mit dem Teleobjektiv keine Unschärfe zu erzeugen. Also schnell die ISO-Einstellung an der Kamera hochschrauben und sich auf den Weg machen.
Unschärfe als Stilmittel
Man kann Unschärfe auch als Stilmittel benutzen. So gibt es schöne Fotos, die bewusst mit Bewegungsunschärfe oder Tiefenunschärfe entstanden sind. Aber so arbeite ich eher selten. Interessant finde ich immer wieder Fotos, die mangels Lichtstärke oder zu schneller Motivbewegung unscharf geworden sind. So auch an diesem Tag. Aus dem dichten Nebel taucht wie durch Geisterhand auf einmal eine Pfeifente auf. Also schnell meine kleine Panasonic-Immerdabei-Kamera gezückt und ein paar Shots gemacht. Als Belichtung bin ich bei 720mm Brennweite nicht über eine 1/25 Sekunde hinaus gekommen. Also eigentlich von vornherein Schrott. Egal – dann habe ich mich eben über die Pfeifente gefreut, die in unseren Gefilden ein doch eher seltener Gast ist. Als ich dann die Fotos zuhause gesichtet habe, war es so wie erwartet. Alles unscharf, farblos und dunkel. Doch ein Bild war irgendwie trotz Unschärfe “scharf”. Das habe ich behalten, es hier veröffentlicht und ein kleines Gedicht dazu geschrieben.
Manchmal ist es unscharf
Manchmal ist es unscharf
Gedicht von Christof Störmer
Manchmal ist es Kunst
Manchmal ist es beides
Manchmal ist es Glück
Wer weiß das schon
Nur du mit deinen Augen
Nur du mit deinem Herzen
Kannst das
Für dich
Entscheiden